Lange war hier Stillstand.
Mit Lyra und Mila fing vor 12,5 Jahren alles an. Die Hundehaltung, der Sport, der Wunsch nach Zucht … letztendlich alles, was unser Leben aktuell ausfüllt und es komplett macht. Milas plötzlicher Tod mit gerade mal 11 Jahren im November hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen. Ihr Verlust schmerzt so sehr. Neo, der Border Collie meiner Schwester, hatte uns bereits einige Monate zuvor verlassen. Zwei Verluste in so kurzer Zeit.
Im Sommer 2021 zog schließlich Ilvy ein. Ein kleines, extrem freches Bordermädel, das Neo nicht ersetzen kann, aber die große Leere im Herzen meiner Schwester wieder etwas Fülle gibt. Im Novemeber 2021 zogen unsere Bs zu ihren neuen Familien. Ella blieb, bei meiner Mama … und nur drei Wochen später mussten wir uns von Mila verabschieden. Manchmal kann Timing grausam sein.
Im Dezember fühlte ich einen erbsengroßes Knubbel in Lyras Gesäugeleiste. Nur wenige Tage später lag sie auf dem OP-Tisch und ihr wurden 2 Mammakomplexe entfernt. Und obwohl ich noch nervös scherzte, dass ich ja sowieso nur „helikoptere“ und dass das wahrscheinlich sowieso nix Schlimmes sei (wie ja so oft, wenn wir Hunde wegen Tumoren operieren), zeigte sich bei Eintreffen des pathologischen Befundes wenige Tage später, dass meine Sorge nicht unbegründet war: Solides Karzinom. Bereits ins Lymphgefäß eingebrochen.
Wenn man glaubt es kommt nicht schlimmer … kommt es schlimmer. Es fühlt sich ein wenig an, als ob man im luftleeren Raum ist. Ein absolutes Gefühl der Machtlosigkeit. Lyra geht es gut. Sie ist fit und fröhlich. Sie läuft motiviert 15km Wanderungen mit, schwimmt, läuft am Pferd … sie ist gut in Schuss. Die OP-Wunde ist bilderbuchhaft verheilt. Und dieser kleiner Tumor soll nun das baldige Ende ankündigen? Glaubt man der Literatur, dann überleben Hunde mit dieser Diagnose 1-2 Jahre bis es zum Eintreffen von Metastasen oder Rezidiven kommt.
Ich bin Tierärztin in einer Klinik. Ich sehe all das JEDEN Tag. Ich bin Realist. Die Erkenntnis ist da, aber mein Herz rebelliert. Nicht meine Lyra. Mein Seelenhund. Mein once-in-a-lifetime-dog.
Die letzten Wochen habe ich mich viel mit „uns“ beschäftigt. Man muss das erstmal alles verdauen und sortieren. Wo Schatten ist, ist auch Licht. Altes geht, Neues kommt. Das zu akzeptieren ist allerdings manchmal eine Herausforderung. Denn es fühlt sich nicht immer richtig an. Auch das alles hier zu schreiben fühlt sich nur bedingt „richtig“ an. Es fühlt sich nicht richtig an, weil Gefühle und Gedanken eben sehr privat sind und weil ich es so grotesk finde mit Trauer und emotionalen Posts Klicks zu generieren.
Aber hier gar nichts mehr zu updaten fühlt sich auch nicht gut an – oder einfach wieder „ins Tagesgeschäft“ zurückzukehren, als wäre alles wie immer … Aus diesem Grund habe ich die kurze aktuelle Laune genutzt und diese Zeilen verfasst – wer weiß, wann ich demnächst mal wieder bereit dazu gewesen wäre.
Das Beitragsfoto zeigt also auf eine besondere Art den Grad der Veränderung. Es ist das erste Gruppenfoto unserer aktuellen Konstellation. Keine Mila, keine Neo. Dafür das junge Gemüse Ilvy (9 Monate alt) und Ella (knapp 6 Monate alt). Mit meiner liebsten, besten Lyra und zwei Generationen Mockingjay. Das Foto ist nicht perfekt, es entstand spontan, mit relativ wenig Zeit … aber darum geht es nicht. Es geht um die Hunde. Jeder eine besondere Persönlichkeit und Teil unserer Familie. Jetzt und für immer, mit Neo und Mila unvergessen in unseren Herzen.
Lyra, 12,5 Jahre alt
Kaami, Jou, Lyra
Ilvy
frisch operiert
Lyra
Das letzte Gruppenfoto mit Mila
Lyra, wenige Tage nach OP